Wichtige Begriffe von A bis Z
Marine Gasöl (MGO)
Als Marine Gasöl (MGO) werden Schiffskraftstoffe bzw. Schifffahrtsbrennstoffe bezeichnet, die ausschließlich aus Destillaten bestehen. Destillate sind all diejenigen Bestandteile von Rohöl, die bei der fraktionierten Destillation verdampfen und dann aus der Gasphase zu flüssigen Fraktionen kondensiert werden. Marine Gasöl besteht in der Regel aus einer Mischung verschiedener Destillate. Es ist dem Dieselkraftstoff ähnlich, weist jedoch eine höhere Dichte auf. Im Gegensatz zum Schweröl (HFO) muss Marine Gasöl bei der Lagerung nicht erwärmt werden.
Marine Gasöl und Standard-Heizöl stimmen in ihren Eigenschaften weitgehend überein. Daher wird Heizöl bei Engpässen des Marine Gasöls gemäß der ISO-8217-Bezeichnung DMA teilweise als Schiffskraftstoff geliefert. Dann muss der Flammpunkt des umetikettierten Heizöls jedoch über 60°C liegen, was in der Regel der Fall ist. Weiterhin muss darauf geachtet werden, dass die Motortechnik oder etwaig installierte Abgasfilteranlagen auf den Schiffen mit den vergleichsweise geringen Schwefelgehalten von Heizöl kompatibel sind.
MGO hat eine durchsichtige bis helle Farbe. Kommt der Schiffskraftstoff in der Binnenschifffahrt zum Einsatz, muss er wie Heizöl mit dem Markierstoff Solvent Yellow 124 gekennzeichnet werden. Zusätzlich wird das Marine Gasöl rot eingefärbt. Diese Maßnahmen sollen den Missbrauch von steuerbegünstigtem und vergleichsweise billigem Heizöl oder Marine Gasöl (was tatsächlich oft derselbe Kraftstoff ist) für die Binnenschifffahrt verhindern beziehungsweise nachweisbar machen.
Marine Gasöl wird in kleineren mittel- bis schnelllaufenden Hilfsaggregaten beziehungsweise Nebenmotoren und Schiffsmotoren eingesetzt. Letztere findet man typischerweise auf Fischerbooten, kleineren Fähren oder Schleppern. Anders als Schweröle oder schwere Marine Diesel (MDO) mit großem Schwerölanteil ist das auf den leichteren Destillaten basierende Marine Gasöl dünnflüssig und kann bei Temperaturen von rund 20°C problemlos in den Motor gepumpt werden.
Die grundsätzlichen Anforderungen an Schifffahrtsbrennstoffe werden in der Norm ISO 8217 definiert. Die Qualitätseinteilungen DMX, DMA, DMB und DMZ nach ISO 8217 „Petroleum Products – Fuel (class F)“ werden üblicherweise auch als Marine Gasöl bezeichnet. Da der Schiffskraftstoff DMB aber einen kleinen Anteil Schweröl enthalten kann, handelt es sich um kein reines Destillat und damit auch nicht um ein echtes Marine Gasöl.
Auch Marine Gasöl wird mit unterschiedlich hohen Schwefelgehalten produziert, wobei der maximal zulässige Schwefelgehalt von Marine Gasöl unterhalb dem von Schwerölen liegt. Die ISO 8217 Qualitätsbezeichnung DMA hat einen maximal zulässigen Wert von 1,5%. Low Sulfur Marine Gasoil (Abkürzung LS-MGO) hat einen Schwefelanteil von unter 0,1%. Dieser Schiffskraftstoff kann für den Betrieb in Häfen der EU oder der ECA (Emission Control Areas) eingesetzt werden, die unter anderem einen Schwefelemissionsgrenzwert fordern, der dem von LS-MGO entspricht. Die meisten Reedereien verwenden hier deshalb auch schwefelarmes Marine Gasöl der Sorte DMA. Alternativ kann dieser Grenzwert aber auch mittels geeigneter Technik (Filteranlagen, Scrubber) erreicht werden.
Gegenüber den Schiffskraftstoffen mit mehr oder weniger großen Anteilen von Schweröl weisen die Emissionen von Marine Gasöl deutlich weniger Feinstaub und Ruß auf. Da zusätzlich der Schwefelanteil des Destillatkraftstoffs relativ problemlos sehr klein gehalten werden kann und Raffinerien ihre Herstellungsprozesse aufgrund des Preisverfalls von Schweröl künftig darauf optimieren, immer weniger Rückstandsöl (Schweröl) zu produzieren, gehen Branchenkenner davon aus, dass Marine Gasöl in den kommenden Jahren häufiger eingesetzt wird. Damit einhergehend wird sich auch die Motorentechnik in der Schifffahrt anpassen. Die leichtflüssigeren Schifffahrtsbrennstoffe Marine Gasöl (MGO) und Marine Diesel (MDO) sind jedoch deutlich teurer als das Schweröl, sodass in der kommerziellen Schifffahrt noch überwiegend Schweröl verwendet wird. Anfang April 2016 lag der Preis von Marine Gasöl beispielsweise mehr als doppelt so hoch wie der von Schweröl.
Mehr Informationen zu den Regelwerken für den globalen Seeverkehr und der Festlegung von Emissionsgrenzwerten sind im Artikel zu Schiffskraftstoffen (Bunkerkraftstoffen) zu finden.
Stand: Dezember 2015
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